BURG SCHÖNENWERD
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Allgemeine Informationen
Ruine einer im 11. Jhdt. gegründeten und bis ins 14. Jhdt. mehrfach umgestalteten Inselburg südlich der Limmat. Wie die am anderen Flussufer liegende Burg Glanzenberg wurde auch Schönenwerd von den Zürchern zerstört. Sichtbar sind die konservierten Grundmauern von Wohnturm, Palas, Bering und Ökonomiebauten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23' 54.50" N, 08° 25' 41.87" E
Höhe: 389 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 674.710 / 250.210
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich auf der Badenerstrasse in westlicher Richtung das Limmattal abwärts bis zum Bahnof Glanzenberg fahren (Parkplätze vorhanden). Vom Bahnhof nach Norden ans Flussufer gehen und dem Uferweg 450 Meter flussaufwärts folgen. Hier zweigt ein markierter Weg nach Süden ab und führt nach wenigen Schritten direkt zur Ruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich regelmässige S-Bahn-Verbindungen zur Station Glanzenberg. Vom Bahnhof aus ist die Burg zu Fuss in 10 Minuten zu erreichen.
Wanderung zur Burg
Der Limmat-Uferweg führt nur wenige Meter an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schönenwerd
Quelle: neu gezeichnet von O. Steimann, 2011, auf Basis von: Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 65
Historie
Im Mittelalter floss die Limmat westlich von Zürich noch frei mäandrierend durch das nach ihr benannte Tal und bildete zahlreiche Inseln. Auf einer solchen erbauten wahrscheinlich bereits im späten 11. Jhdt. die Herren von Schönenwerd, Dienstleute der mächtigen Grafen von Kyburg, ihren Stammsitz. Die Burg war ein kyburgisches Lehen und bestand in ihrer Anfangsphase vermutlich nur aus Holzbauten. Einzig Keramikfragmente aus jener Zeit zeugen von dieser frühen Siedlungsphase. Ab 1241 wird «Shöninwert» schriftlich bezeugt; damals stand auf der kleinen Insel wohl ein steinerner Wohnturm. Er mass im Grundriss 7,6 x 7,6 Meter und hatte 1,8 Meter dicke Mauern aus Tuffbossenquadern. Umgeben war er von einem Bering, in dessen Nordostecke ein Wohntrakt stand. Das Burgtor auf der Ostseite wurde über eine Brücke erreicht.

Durch die Errichtung von Burg und Städtchen Glanzenberg auf der gegenüberligenden Flusseite durch die Freiherren von Regensberg erlangte Schönenwerd um die Mitte des 13. Jhdts. eine neue strategische Bedeutung. Der Plan der Regensberger war es, bei den beiden Burgen eine Brücke über die Limmat zu errichten und so Zürich einträgliche Zolleinnahmen streitig zu machen. Zürich reagierte aber sofort und zwang Johannes I. von Schönenwerd 1257 zu einem Vertrag, der ihm verbot, Land für einen Brückenbau herzugeben. Mit der gewaltsamen Zerstörung von Glanzenberg machte Zürich den Plan schon bald darauf endgültig zunichte.

Mit dem Aussterben der Kyburger wurde Schönenwerd 1264 ein habsburgisches Lehen. Die Streitigkeiten mit Zürich gingen dennoch weiter. 1344 wurde die Burg ein erstes Mal von den städtischen Truppen beschädigt, anschliessend aber wieder aufgebaut. In der Südhälfte des Burgareals entstanden zwei neue Ökonomiebauten, ansonsten scheint das Grundkonzept der Anlage beibehalten worden zu sein. Doch bereits 1371 geriet Heinrich von Schönenwerd abermals in einen heftigen Konflikt mit Zürich: Er bestritt, selbst ein Zürcher zu sein, und hielt über längere Zeit eine Zürcherin auf seiner Burg gefangen. Bei den nachfolgenden Kriegshandlungen wurde die Burg ein zweites Mal zerstört, blieb aber in Besitz der Schönenwerder. Heinrich hatte aber offenbar kaum noch Geld für den Wiederaufbau und verarmte in den folgenden Jahren völlig. 1416 wird letztmals ein Schönenwerder in den Schriftquellen genannt – bald darauf muss die Familie ausgestorben sein. Ihren Besitz, der unterdessen ein Reichslehen geworden war, erbte die Familie Stagel. Friedrich Stagel verkaufte die inzwischen nur noch als «burgstal» bezeichnete Anlage mit den zugehörigen Äckern, Wiesen und Wäldern 1434 für 600 Gulden an Hans Hediger von Altstetten.

In nachmittelalterlicher Zeit zerfiel die Burg endgültig. Als die Ruine durch ein Verkehrsprojekt bedroht wurde, machte man sich 1930 an die Ausgrabung, um bis 1935 alle verbliebenen Mauerzüge freizulegen. Dabei kamen zahlreiche Kleinfunde zutage, darunter Gefässe, Scheren, Dolche, Lanzen- und Pfeilspitzen, Schlösser und viele Ofenkacheln aus verschiedenen Jahrhunderten. Nach der archäologischen Untersuchung wurde ein kleiner Teil der Burganlage durch einen neuen Strassendamm überdeckt. Die restlichen Mauern wurden 1969-1971 konserviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 788
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 192-193
  • Grunder, Karl - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. IX: Der Bezirk Dietikon | Basel, 1997 | S. 111-113
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 51-52
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 135
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 65-73
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten, 1980 | S. 268-278
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 365-366
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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