CASTELLO DI SANTA MARIA
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Allgemeine Informationen
Sehenswerte Ruine einer weitläufigen Burganlage, in deren Mitte sich die noch erhaltene Kirche Santa Maria in Castello erhebt. Möglicherweise bereits im 11. Jhdt. als Stammburg der Herren von Giornico entstanden, wurde die Anlage im Spätmittelalter durch die Visconti von Mailand bedeutend vergrössert und 1518 durch die Urner geschleift.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 24' 04.09" N, 08° 52' 16.52" E
Höhe: 425 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 710.170 / 139.870
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Burg liegt westlich von Giornico in der Leventina, auf einem Hügel zwischen dem Ticino und der Autobahn A2. Nächste nördliche oder südliche Ausfahrt benützen und dann der Via Cantonale bis ins Dorf folgen. Vom Zentrum führt die Strasse Zona Chiesa bzw. Zona Castello über den Fluss. Gleich nachdem sie die Eisenbahnlinie überquert, liegt die Burg auf der linken Seite. Wenige Parkmöglichkeiten direkt unterhalb der Ruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Airolo, Biasca oder Bellinzona) mit dem Regionalbus bis Giornico, Haltestelle S. Antonio. Ab hier in rund 10 Min. zu Fuss zur Burg.
Wanderung zur Burg
Die 14. Etappe der ViaGottardo führt an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Santa Maria
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 38 | übearbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2022
Historie
11. und 12. Jhdt: Aufstieg und Niedergang der Herren von Giornico
Über die Geschichte des Castello di Santa Maria ist man schlecht informiert. Dies liegt einerseits an der spärlichen Überlieferung, andererseits an den unwissenschaftlich durchgeführten Freilegungsarbeiten auf der Ruine. Als Stammburg der Herren von Giornico, eines mächtigen lokalen Adelsgeschlechts von wahrscheinlich langobardischer Abstammung, könnte sie bereits im 11. Jhdt. entstanden sein. In einer ersten Phase umfasste die Burg vermutlich nur das Plateau auf dem höchsten Punkt des Hügels über dem Ticino.
Weil seit jeher ein Weg über die Alpen durch die Leventina führte, war die Herrschaft über das Tal strategisch bedeutsam und entsprechend umstritten. Die Grafschaftsrechte gehörten dem Domkapitel von Mailand, doch waren die Herren von Giornico bestrebt, hier eine eigene Herrschaft zu errichten. Zu diesem Zweck schloss sich Bernardo da Giornico um 1160 den Parteigängern von Kaiser Friedrich I. Barbarossa an und wurde dessen Vogt in der Leventina. 1170 erhielt er das Tal gar als kaiserliches Lehen zugesprochen. Seine Familie machte sich nun daran, hier eine territoriale Grundherrschaft aufzubauen. Entsprechend wurde die Burg zu jener Zeit bedeutend vergrössert. Die Niederlage des Kaisers bei Legnano 1176 machte diese Pläne allerdings zunichte. Nach dem Zusammenbruch der staufischen Reichspolitik in der Lombardei blieb Bernardo da Giornico nichts anderes übrig, als sich den Mailänder Domherren zu unterwerfen.

13. und 14. Jhdt.: Die Burg unter der Herrschaft Mailands
Die Burg wurde nun als Lehen des Domkapitels in die Herrschaft Mailands eingefügt. Die Herren von Giornico wohnten zwar weiterhin auf der Festung und hatten immer noch wichtige Ämter im Tal inne, doch war ihre unabhängige Stellung verloren gegangen. Im sogenannten Saccoprozess von 1224 trat Albert von Giornico als Hauptzeuge des Domkapitels auf. Im 13. Jhdt. wurde das Castello di Santa Maria ein weiteres Mal vergrössert. Die Burgkapelle, ursprünglich ein einschiffiger Bau mit zwei Stockwerken, wurde zur heutigen Grösse ausgebaut. Sie steht zum Teil auf den Grundmauern eines älteren, grossen Wohntrakts.
1276 hielt sich der von den Guelfen vertriebene Mailänder Bischof Otto Visconti auf der Burg auf. Mit Hilfe der Familie Orelli und deren Gefolge begründete er von hier aus die Vormachtstellung der Visconti in Mailand. Seine Familie übernahm im 14. Jhdt. vom Domkapitel die Lehnsherrschaft über die Leventina. Da Mailand in den folgenden Jahrzehnten die Talsperre von Bellinzona anstelle anderer vorgelagerter Burgen verstärkte, verlor die Festung von Giornico nun rasch an Bedeutung. Der äusserste Verteidigungsring der Burg mit den Zwingeranlagen im Osten könnte zwar noch im 14. Jhdt. entstanden sein, doch setzte nun der Niedergang des Castello ein.

15. und 16. Jhdt.: Zerstörung und endgültige Schleifung durch die Urner
Einer ungesicherten Überlieferung zufolge soll die Burg um 1350 bei einem gescheiterten Aufstand der Talleute gegen die Visconti zerstört worden sein. Spätestens im 15. Jhdt. wurde sie verlassen, denn im Krieg zwischen den Eidgenossen und Mailand von 1478 fand sie keine Erwähnung mehr. Möglicherweise war eine Brandkatastrophe der Grund für ihre endgültige Preisgabe. 1518 haben die Urner die Anlage mit Ausnahme der Kirche gründlich geschleift.
Im 17. Jhdt. waren zwar noch immer bedeutende Reste der einst mächtigen Burg sichtbar, da jedoch nur die Kirche gepflegt wurde, zerfielen diese allmählich. Um 1884 wurden auf dem Burgareal grössere Abbrucharbeiten ausgeführt. Dabei wurde unter anderem die Ruine des östlichen Turms niedergelegt. Schliesslich wurden 1954/55 die verbleibenden Mauerreste freigelegt und konserviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Anderes, Bernhard - Kunstführer Kanton Tessin | Bern, 1977 | S. 93
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 623
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 84-87
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 25-28
  • Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.) - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 2 | Neue Ausg. | Bern, 2005 | S. 543-544
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 112-113
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 38-39
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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