CHÂTEAU DE SAINT-MARTIN-DU-CHÊNE
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Allgemeine Informationen
Saint-Martin war eine mittelalterliche Höhensiedlung über der Schlucht des Ruisseau des Vaux, die sich an eine frühmittelalterliche Kirche angliederte. Spätestens im frühen 12. Jhdt. wurde sie zum Mittelpunkt einer grossen Adelsherrschaft. Die heute noch sichtbare Burg wurde um 1240 unter Richard II. de Saint-Martin errichtet und diente nach der Aufteilung der Herrschaft um 1300 jeweils zwei Adelsfamilien als Wohnsitz. Um 1530 wurde die Anlage durch die Berner wahrscheinlich niedergebrannt und danach aufgegeben. Sichtbar sind der begehbare Hauptturm und Teile der Ringmauer.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 46’ 31.49“ N, 06° 45’ 33.02“ E
Höhe: 619 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 548.110 / 180.700
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Yverdon dem Südufer des Neuenburgersees entlang nach Yvonand fahren. Im Dorfzentrum rechts in die Route de Rovray einbiegen, kurz danach wieder rechts halten und in südlicher Richtung bergauf nach Molondin fahren. Im Dorf biegt links die Rue Saint-Martin ab, die nach Chêne-Pâquier führt. Unmittelbar nach dem Ortseingang zweigt links das Strässchen zur Burg ab. Kostenlose Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Yverdon-les-Bains mit der Buslinie 650 in Richtung Démoret fahren bis zur Haltestelle Chêne-Pâquier, La Cure. Die Burg liegt unweit nordwestlich des Dorfes (rund 10 Min. Fussweg).
Wanderung zur Burg
Der Chemin du Vallon des Vaux führt unmittelbar an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Rastplatz auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
erschwert möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Saint-Martin-du-Chêne
Quelle: gezeichnet von O. Steimann gemäss Infotafel auf der Burg, 2018
Historie
Der Höhenzug, auf dem sich die Reste der Burg von Saint-Martin-du-Chêne erheben, war wie gemacht für eine Befestigungsanlage. Die Nordostseite wird durch die tiefe Schlucht des Ruisseau des Vaux unzugänglich gemacht, im Westen erfüllt der Flonzel als dessen Zufluss die gleiche Funktion. Zugänglich ist die Anlage nur von der Südseite.
An dieser geschützten Stelle entstand wahrscheinlich bereits in merowingischer Zeit (6./7. Jhdt.) eine dem heiligen Martin geweihte Kirche. Sie lag am nordwestlichen Rand des Plateaus. Hier hat man auch den Deckel eines frühmittelalterlichen Steinsarkophags gefunden, der für die Bestattung einer hochstehenden Persönlichkeit gedient haben muss.

Als mittelalterliche Herrschaft fassbar wird Saint-Martin im frühen 12. Jhdt., als sie einem gewissen Wiard gehörte. Er wird zwischen 1107 und 1111 erwähnt, seine Abstammung ist jedoch unklar. Wenige Jahrzehnte später wurde auf dem Hügel offenbar kräftig gebaut, denn in den Quellen wird 1152 nicht nur ein neues «castrum» erwähnt, sondern auch eine Burgsiedlung, in welche die Kirche miteinbezogen war.
Im 13. Jhdt. verfügten die Herren von Saint-Martin über eine ausgedehnte Herrschaft südlich des Neuenburgersees, die rund ein Dutzend Siedlungen umfasste. Bis dahin unabhängig, unterstellte sich Richard II. de Saint-Martin 1244 Graf Peter II. von Savoyen, der die Wirren der späten Stauferzeit geschickt dafür nutzte, seine Herrschaft über die Waadt auszubauen. Um die gleiche Zeit wurde jene Burg Saint-Martin errichtet, deren Ruinen heute noch zu sehen sind – als Bauherr gilt deshalb Richard II.

Die Burg wurde an jener Stelle errichtet, wo der grössere obere Teil des Hügelplateaus (damals mit Kirche und Burgsiedlung) gegen den kleineren, östlichen Teil hin abfällt. Zentrales Bauwerk war der grosse Wohnturm (Donjon), der heute noch weitgehend aufrecht steht. Er misst im Grundriss 7,5 x 7,5 Meter. Die Mauern sind an der Basis 2,2 Meter dick und ragen noch 22 Meter hoch auf. In den unteren Bereichen wurde der Turm aus harten Kalksteinquadern gebaut, während in den oberen Stockwerken Tuffsteine dominieren. Ein zugemauertes gotisches Doppelfenster und die Reste eines Kamins im ersten Obergeschoss zeigen, dass er auch als Wohnraum diente. Zugänglich war er ursprünglich nur über den Hocheingang auf der Westseite.
Ebenfalls in grossen Teilen erhalten ist die ostseitige Ringmauer. Sie ist rund 1,5 Meter stark und verfügt unmittelbar neben dem Turm über einen kleinen Tordurchgang unbekannter Funktion. Das Haupttor zur Burg wird an jener Stelle vermutet, wo der Weg von Chêne-Pâquier die Höhe des Plateaus erreicht. Davon, wie auch von der Umfassungsmauer der einstigen Burgsiedlung ist heute aber kaum noch etwas erhalten.

Um 1300 gelangte ein Teil von Saint-Martin über Heirat an die Herren von Vucherens und von diesen später an die Familie d’Estavayer. In den folgenden Jahrhunderten blieb die Herrschaft geteilt und verlor dadurch an Bedeutung. Die «Coseigneurs» teilten sich auch die Burg: eine Partie bewohnte den Turm, die andere ein festes Haus innerhalb der Ringmauer. Die Herren von Saint-Martin starben zu Beginn des 15. Jhdts. aus – ihr Anteil fiel der Familie de Vernay zu.
Die Nähe zum Haus Savoyen, das sich mit dem Burgunderherzog Karl dem Kühnen verbündet hatte, wurde Saint-Martin schliesslich zum Verhängnis. Im Vorfeld der Burgunderkriege wurde die Burg 1475 durch die Eidgenossen besetzt und 1530 durch Berner Truppen wahrscheinlich endgültig zerstört. Der Turm diente noch eine Weile als Gefängnis, doch Burg und Siedlung wurden aufgegeben. Nur für den Priester wurde noch eine Behausung aufrecht erhalten, bis man die Kirche ab den 1660er-Jahren ebenfalls dem Zerfall überliess.

Der Burghügel, weiterhin in Privatbesitz, wurde 1752 durch Albert Müller an die Stadt Bern verkauft. Fortan diente die Ruine als Steinbruch, bis sie 1910 der Kanton Waadt erwarb und im Folgejahr erste Konservierungsarbeiten durchführen liess. Umfassende Restaurationen erfolgten 1961 und 2015. Heute kann der schöne Burgturm wieder bestiegen werden und dient als Aussichtspunkt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 686
  • Bourgeois, Victor H. - Die Burgen und Schlösser des Kantons Waadt, II. Teil | Basel, 1936 | S. 70-72
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 32-34
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 103-105
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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