PLANTATURM (GEMEINDETURM)
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Allgemeine Informationen
Der Planta- oder Gemeindeturm ist der am besten erhaltene von rund 30 nachgewiesenen mittelalterlichen Wohntürmen und festen Häusern im Dorf Zuoz im Oberengadin. Sein heutiges Erscheinungsbild geht jedoch auf einen Umbau von 1903 zurück. Der markante Turm, vermutlich der älteste Sitz der weitverzweigten und einflussreichen Familie von Planta, steht mitten im Dorf neben der Kirche St. Luzius.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 36' 08.16“ N, 09° 57' 34.78“ E
Höhe: 1716 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 793.130 / 164.320
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von St. Moritz der Hauptstrasse 27 das Engadin abwärts über Samaden, Bever, La Punt und Madulain bis zum Abzweiger nach Zuoz folgen, der links über den Inn zum Bahnhof führt (Parkmöglichkeiten). Der Turm ist im historischen Ortskern gleich neben der Kirche St. Luzius zu finden.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Rhätischen Bahn bis zur Station Zuoz. Vom Bahnhof sind es nur wenige Schritte bergauf bis ins Dorfzentrum.
Wanderung zur Burg
Die ViaValtellina führt unmittelbar am Turm vorbei.
Öffnungszeiten
Der Turm ist nicht öffentlich zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Plantaturm
Quellen: Giovanoli, Diego - Zuoz: Das Dorf, die Häuser und ihre früheren Bewohner | 2. Aufl. | Zuoz, 2005 | S. 126 | Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 240 | überarbeitet von O. Steimann, 2005/2009
Historie
Seit dem Frühmittelalter besass das Bistum Chur im Oberengadin Güter und Rechte. 1137 und 1139 konnte Bischof Konrad I. diese jedoch durch den Erwerb des Familienbesitzes der Grafen von Gammertingen-Achalm zur Talherrschaft erweitern. Dazu gehörte auch der Hof Zuoz. Hier wohnte das Adelsgeschlecht der Planta, das als Lehnsträger des Bistums eine wichtige Stellung einnahm. 1244 taucht Andreas Planta als erster Vertreter der Familie in den Schriftquellen auf. Er wurde in jenem Jahr vom Bischof anstelle des Thomas von Pontresina zum Talkanzler des Engadins ernannt.
Etwa zur gleichen Zeit, nämlich um die Mitte des 13. Jhdts., dürfte auch der Plantaturm entstanden sein. Unklar ist, ob die von Planta selbst als Bauherren auftraten, oder ob der Wohnturm durch den Bischof erstellt wurde. Im Grundriss ist der Bau annähernd quadratisch mit einer Seitenlänge von rund 8,1 Metern und einer Mauerstärke von 1 Meter. Er verfügte ursprünglich über drei Stockwerke.

1294 konnten sich die von Planta das Kanzleramt im Engadin über eine Pfändung endgültig sichern, womit sie zur mächtigsten Familie im Tal aufstiegen. Zuoz wurde so zu einem wichtigen Zentrum, es entstanden zahlreiche weitere Wohntürme und feste Häuser, deren Reste als Teile jüngerer Bauten heute noch an vielen Stellen im Dorf erkennbar sind. Die von Planta erlangten bis zum 16. Jhdt. Güter und Rechte in nahezu allen Teilen Graubündens und sassen auf zahlreichen Burgen, unter anderem auf Guardaval im benachbarten Madulain. Ihre einzelnen Linien nannten sich nach Zuoz, Wildenberg, Chur, Susch und Samedan. Die Hauptlinie residierte wohl weiterhin im alten Turm, wie beispielsweise eine Urkunde von 1456 vermuten lässt, die «Hartmann Plannten vom Thurn (...) sesshafft zu Zucz» gesiegelt hat.
Bis zum Schwabenkrieg (auch «Schweizerkrieg» genannt) scheint der Plantaturm der Familie gehört zu haben. Als im Juni 1499 eine kaiserliche Armee unter Graf Hans von Sonnenberg auf einem Rachefeldzug ins Oberengadin einfiel, zündeten die Zuozer ihr Dorf an und flohen in die Berge. Diesem Feuer scheint auch der Plantaturm zum Opfer gefallen zu sein. Die Familie liess sich später auf anderen Wohnsitzen nieder und blieb auch in nachmittelalterlicher Zeit sehr einflussreich. Zu ihren berühmtesten Vertretern zählt Pompejus Planta, Anführer der Katholiken während der Bündner Wirren, der 1621 durch seinen Widersacher Jörg Jenatsch auf der Burg Rietberg ermordet wurde.

Der Turm in Zuoz hingegen kam bald nach dem Brand in den Besitz der Gerichtsgemeinde Oberengadin, die ihn zusammen mit dem auf der Westseite angefügten Gemeindehaus bis 1555 wieder herrichten liess. Seither wird der markante mittelalterliche Bau auch «Gemeindeturm» genannt. Er erhielt nun ein neues Satteldach, in dessen Gebälk auch eine Winde für den Folteraufzug angebracht wurde. In der Folgezeit wurde er unter anderem als Gefängnis genutzt.
1901 bis 1903 wurde der Turm durch den Architekten Karl Koller umfassend umgebaut: Um zwei Stockwerke erhöht, erhielt er grössere Fensteröffnungen, einen Zinnenkranz und ein Zeltdach. Auch die an der Nordfassade angebrachten Wappen der Drei Bünde stammen aus jener Zeit. Im Innern wurden das Archiv für den Kreis Oberengadin und ein Versammlungssaal eingerichtet. Der Plantaturm befindet sich heute im Besitz der Gemeinde Zuoz.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Inschrift am Anbau des Turms
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 383
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 238-241
  • Giovanoli, Diego - Zuoz: Das Dorf, die Häuser und ihre früheren Bewohner | 2. Aufl. | Zuoz, 2005 | S. 126-127
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 89-90
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 291
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 436
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 64
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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