ÖDENBURG
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Allgemeine Informationen
Ruine einer Burg aus dem späten 10. Jhdt. auf einem schroffen Jurafelsen über dem Eital. Sichtbar sind die konservierten Reste der Schildmauer, des Berings, des massiven Torturms und weiterer Gebäude. Die wohl von den Grafen von Homberg errichtete Anlage diente bis um 1180 als deren Herrschaftssitz im Sisgau und wurde dann mitten in einer Ausbauphase aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 26' 30.30" N, 07° 53' 40.39" E
Höhe: 566 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 634.390 / 254.650
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Liestal der Kantonsstrasse 2 in östlicher Richtung bis nach Sissach folgen. Dann auf der Sissacherstrasse weiter über Böckten nach Gelterkinden, wo im Dorfzentrum rechts die Strasse nach Tecknau abzweigt. Kurz vor dem Bahnhof Tecknau links in die Wenslingerstrasse einbiegen und dieser bis zum gleichnamigen Dorf folgen. Parkplätze im Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen (S3) ab Liestal oder Olten nach Tecknau. Ab hier dem Weg in Richtung Wenslingen folgen.
Wanderung zur Burg
Die Ödenburg befindet sich auf einem Geländesporn zwischen dem Eital und dem Aletenbach, auf halbem Weg zwischen Wenslingen und Tecknau. Von beiden Dörfern führt ein gut ausgeschilderter Wanderweg in rund 15 Minuten zur Ruine.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Picknickplatz mit Feuerstelle auf der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Ödenburg
Quelle: Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 113 | Bauphasen eingefügt von O. Steimann gemäss Infotafel auf der Burg, 2006
Historie
Da schriftliche Quellen über die Bewohner der Ödenburg vollständig fehlen, lässt sich ihre frühe Geschichte nur schwer rekonstruieren. Die archäologischen Funde belegen eine Besiedlung des Platzes ab dem späten 10. Jhdt. Damals gehörte das Eital eindeutig zum Einflussgebiet der Grafen von Homberg-Thierstein. Mit höchster Wahrscheinlichkeit waren sie es, die auf dem Geländevorsprung über Tecknau, am Weg zu den eher unbedeutenden Juraübergängen der Schafmatt und des Erlimoos, ein Herrschaftszentrum für das obere Sisgau errichteten.

Der Bergsporn wurde durch einen Graben, der zugleich als Steinbruch diente, vom Rest des Höhenzugs abgetrennt. Eine rund 2 Meter starke Schildmauer schützte das Burgareal, in welchem fünf Holzhäuser, davon manche mit Feuerstellen, nachgewiesen werden konnten. Am westlichen und am östlichen Ende der Anlage gab es zudem Häuser mit steinernen Fundamenten, während der geräumige Burghof unüberbaut geblieben ist. Den Hauptzugang zur Burg bewachte ein massiver Torturm. Er war auf der Nordseite der Anlage über eine heute nicht mehr vorhandene Rampe erreichbar. In der Schildmauer befand sich zudem ein kleiner Nebeneingang.
Die Funde von der Burg – Ofenkacheln, Keramik, teilweise vergoldete Metallwaren und etliche Überreste von Reitzubehör – lassen auf einen gehobenen Lebensstandard ihrer Bewohner schliessen. Dies würde sehr gut zu den Homberger Grafen passen, die um die Jahrtausendwende vermutlich zu den bedeutendsten Familien im süddeutschen Raum zählten.

Im späten 12. Jhdt. nahm man einen Ausbau der Burganlage in Angriff. Das östliche Steinhaus wurde erweitert, der Bering vervollständigt. Doch mitten in den Bauarbeiten scheint das Unterfangen um 1180 aufgegeben worden zu sein. Damals verlagerten die Grafen von Homberg-Thierstein ihre Herrschaftsschwerpunkte. Die Ödenburg scheint dabei ihre Bedeutung verloren zu haben und blieb dem Zerfall überlassen. Wenige Funde aus dem späten 13. Jhdt. deuten an, dass einige Teile der Burg nach einem längeren Unterbruch vielleicht nochmals für kurze Zeit bewohnt wurden.
In einem Lehenverzeichnis der Grafen von Habsburg-Laufenburg taucht um 1320 die Anlage als «ödenburg ze Tegnowe» und «burgstal ze Wenslingen» erstmals auf. Sie befand sich damals mit den zugehörigen Gütern in den Händen der Herren von Küttigen, die das Lehen zuvor von den Hombergern erhalten hatten und es sich nun bestätigen liessen. Der ursprüngliche Name der Burg scheint bereits damals in Vergessenheit geraten zu sein. In den Chroniken des 16. Jhdts. wird die Anlage als «Heltburg» oder «Oltenburg» bezeichnet. Erst danach hat sich der Name Ödenburg endgültig durchgesetzt.

Die sagenumwobene Burg wurde bereits im frühen 19. Jhdt. von Schatzgräbern heimgesucht. 1941/42 wurden die Mauerzüge erstmals freigelegt. Umfassendere archäologische Untersuchungen, verbunden mit der Konservierung des Mauerwerks, erfolgten in den Jahren 1968 bis 1970 und 1976 bis 1980. 1973 wurde eine Stiftung zur Erforschung und Erhaltung der Ödenburg gegründet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 93
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 7: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn | Kreuzlingen, 1971 | S. 46-47
  • Heyer, Hans-Rudolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Bd. III: Der Bezirk Sissach | Basel, 1986 | S. 381
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 112-113
  • Müller, C. A. - Burgen des Kantons Basel-Landschaft | Liestal, 1966 | S. 75
  • Roth, Carl - Die Burgen und Schlösser der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, II. Teil | Basel, 1933 | S. 49
  • Tauber, Jürg - Die Oedenburg bei Wenslingen BL: Vorbericht über die Grabungen 1976-1979 | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 53. Jhg./Nr. 1 | Basel, 1980 | S. 57-67
  • Tauber, Jürg - Die Ödenburg bei Wenslingen – eine Grafenburg des 11. und 12. Jahrhunderts: Bericht über die Ausgrabungen 1976-1979 [Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Bd. 12] | Basel, 1991
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 124-127
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Sage: Der Jungfernstein
    Der Jungfernstein

    Am östlichen Rand des Halsgrabens der Ödenburg, am Weg nach Tecknau, befindet sich eine grossse, von Moos überwachsene Steinplatte, die sich auf einen kleineren Felsen stützt und so einen groben Tisch bildet. Um diesen Stein, der «Jungfernstein» genannt wird, ranken sich volkstümliche Sagen. In vorrömischer Zeit soll er als Altar für einen keltischen Kultplatz gedient haben. Wer in einer klaren Nacht hier vorbeikomme, der sehe im Mondschein drei Schwestern, die in der nahen Quelle baden. Bei der Stelle sollen auch römische Münzen gefunden worden sein.

    Quelle: Schweizerisches Landesmuseum (Hg.) - Anzeiger für schweizerische Altertumskunde | Neue Folge | Bd. 26/Heft 1 | Zürich, 1924 | S. 27
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