BURG CASTELS (PUTZERBURG)
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Allgemeine Informationen
Imposante Ruine einer weitläufigen Höhenburg mit noch hoch aufragenden Resten des Hauptturms und der Umfassungsmauer. Die im 13. Jhdt. wohl an der Stelle eines Vorgängers erreichtete Wehranlage gehörte unter anderem den Herren von Aspermont und den Grafen von Toggenburg. 1499 und 1622 wurde sie von den Bündnern erobert und ab 1649 abgebrochen. Von 2011 bis 2017 ist die Anlage umfassend saniert und untersucht worden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 55’ 29.22" N, 09° 44’ 41.73“ E
Höhe: 1065 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 775.630 / 199.660
Kontaktdaten
Förderverein Burg Castels | Grosshus 68 | CH-7242 Luzein
E-Mail: info@burgcastels.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Der Hauptstrasse durch das Prättigau bis nach Küblis folgen. Beim Bahnhof nordseitig in Richtung St. Antönien abbiegen und auf dieser Strasse bergauf über Luzein bis zum Weiler Scams fahren. Kurz nach Scams biegt links das Strässchen nach Putz ab. Parkmöglichkeiten vor Ort. Die Burg liegt unmittelbar südlich von Putz direkt am Steilhang über der Landquart.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Landquart mit der Rhätischen Bahn bis nach Schiers. Von hier weiter mit der Buslinie 214 in Richtung Pany bis zur Haltestelle Putz, alte Post.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Castels
Quellen: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 279 | auf Basis der Infotafel auf der Burg komplett überarbeitet und mit Bauphasen ergänzt von O. Steimann, 2020
Historie
Über die Anfänge der Burg Castels ist nichts bekannt. Der Name und die Weitläufigkeit des Burghofs werden als Hinweise auf ein frühmittelalterliches Refugium oder ein rätisches Kirchenkastell gedeutet. Einige Fundamentspuren entlang der südlichen Geländekante deuten darauf hin, dass vor dem heute noch sichtbaren Wehrbau bereits eine Vorgängeranlage bestand. Im Verlauf des Hochmittelalters gelangte diese offenbar in den Besitz einer Adelsfamilie, die in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. die Burg errichtete.
Zu Beginn des 14. Jhdts. war Castels das Herrschaftszentrum aller Güter, welche die Familie von Aspermont im oberen Prättigau besass, während der untere Talabschnitt von der Burg Solavers aus verwaltet wurde. 1338 wurden beide Burgen mit allen Herrschaftsrechten an Graf Friedrich V. von Toggenburg und Ritter Ulrich von Matsch verkauft. Als diese beiden 1344 ihre Besitzungen im Prättigau aufteilten, fiel die «burg zu Castels» den Matsch zu.

1394 stellte Graf Friedrich VII. von Toggenburg «ze Castell in vnser vesty» eine Urkunde aus – offenbar war die Wehranlage damals wieder in toggenburgischem Besitz. Doch als Friedrich 1436 als Letzter seines Geschlechts starb, kam Castell zurück an die Matsch. Gaudenz von Matsch, des öfteren in Geldsorgen, wohnte zeitweise auf der Burg, musste sie und das zugehörige Gericht aber verschiedentlich verpfänden. 1496 verkaufte er den ganzen Besitzkomplex an König Maximilian.
Als habsburgische Feste wurde Castels im so genannten Schwabenkrieg zum Angriffsziel für die Bündner: Am 16. oder 17. Februar 1499 eroberten sie die Burg und liessen deren Bewohner und die Leute der zugehörigen Gerichte ihnen die Treue schwören. Allerdings sass Mitte November mit Hans Schuler von Davos bereits wieder ein österreichischer Vogt auf Castels. Offenbar war dem König mit dem Friedenschluss von Basel die Burg zurückerstattet worden. Fortan wurden, um Konflikte mit den Talleuten zu vermeiden, vorwiegend Vögte aus Bündner Adelsgeschlechtern auf Castels eingesetzt, beispielsweise die Herren von Marmels oder von Salis.

Im Dreissigjährigen Krieg kam es dennoch wieder zu Kampfhandlungen: Die aufständischen Prättigauer belagerten 1622 die Burg drei Tage lang und schnitten ihr die Wasserzufuhr ab. Am 25. April ergab sich die Besatzung und die Festung wurde teilweise zerstört. Anfangs September konnte Graf Sulz Castels für Österreich zurückerobern. Im Lindauer Friedensvertrag vom 6. September 1622 wurde festgehalten, dass die Bündner die Burg wieder herzurichten hätten. Ob der Wiederaufbau aber tatsächlich stattfand, ist fraglich. 1649 konnte sich das Prättigau von Österreich loskaufen, Castels wurde daraufhin von den Talbewohnern zerstört.

Die Burgruine umfasst heute hauptsächlich noch den weitläufigen Bering und den Wehrturm. Letzterer, rund 2 Meter von der Umfassungsmauer abgesetzt, misst im Grundriss 8,4 x 8,4 Meter. Er war einst 15 Meter hoch und von einer auskragenden Plattform mit Zinnen gekrönt. Der alte Hocheingang befindet sich südseitig auf der dritten Etage. Die Ringmauer wurde über die Jahrhunderte immer wieder umgestaltet – insgesamt können sechs Bauphasen unterschieden werden. Auf der Nordseite sind noch Reste eines Wehrgangs aus der zweiten Hälfte des 15. Jhdts. erhalten, der mit Schlüsselscharten für Handfeuerwaffen ausgestattet war. Auf der Ostseite war der Ringmauer ein Zwinger vorgelagert, den man mit einem kleinen Schalenturm befestigte.
Im südwestlichen Teil der Burganlage stand einst der Wohntrakt, von dem heute aber kaum noch Spuren erhalten sind. Ein 1616 erstelltes Burginventar erwähnt die verschiedenen Räume und Möbel im zweigeschossigen Palas, darunter auch ein Kornlager, einen Weinkeller und die Burgkapelle. Im Hof gab es einen Brunnen, Ställe, einen Wäscheofen und eine kleine, beheizbare Badestube. Der Turm wurde zu jener Zeit auch als Gefängnis und Waffenmagazin benutzt.

Von 2011 bis 2017 wurde die Burgruine in mehreren Etappen für rund zwei Millionen Franken rundum saniert und bauhistorisch untersucht. Dabei konnte unter anderem der spätmittelalterliche Wehrgang dendrochronologisch datiert werden. Mittels geophysikalischer Messungen wurde zudem nachgewiesen, dass auch der östliche Bereich des Burghofs einst dicht bebaut war.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 297
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 70
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 277-279
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 24-26
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 271-273
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. II: Herrschaft, Prätigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal | Basel, 1937 | S. 109
  • Seifert, Mathias - Luzein, Putz, Burganlage Castels | In: Archäologischer Dienst Graubünden (Hg.) - Archäologie Graubünden, Bd. 2 | Chur, 2015 | S. 193-194
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 36-37
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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