STADTBEFESTIGUNG HALLE
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Allgemeine Informationen
Es gibt nur wenige Überreste der Stadtbefestigung: Moritzzwinger, ein kurzer Mauerrest und dem Leipziger Turm.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 51°28'48" N, 11°58'34" E | Leipziger Turm
Höhe: 101 m ü. NN
Topografische Karte/n
nicht verfügbar
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
k.A.
Anfahrt mit dem PKW
Halle erreicht man über die Autobahnen A9; A14; A38; A143.
Die Besichtigung der wenigen Reste der Stadtbefestigung beginnt man am Besten am Leipziger Turm. Er leigt auf dem halben Weg zwischen Bahnhof und markt an der Leipziger Straße. Von dort aus geht man in nordwestliche Richtung bis zum Moritzzwinger. Alle erhaltenen Bauten der Stadtbefestigung sind auf dieser Strecke zu sehen.
Öffentliche Parkplätze und Parkhäuser der Stadt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
k.A.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Außenbesichtigung jederzeit möglich.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
k.A.
Gastronomie auf der Burg
k.A.
Öffentlicher Rastplatz
k.A.
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
k.A.
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
k.A.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
k.A.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadtbefestigung Halle
Quelle: Neuß, Erich - Die Wehrbauten der Stadt Halle. In: Sachsen und Anhalt“ Jahrbuch der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Bd. 11. o.A. | 1935
Historie
Nach historischen Überlieferungen soll eine erste Stadtbefestigung unter dem Erzbischof Giselher (981-1004) um das Jahr 1000 entstanden sein. Über das Aussehen und den Verlauf dieser Befestigungen gibt es keine gesicherten Anhaltspunkte.

Mit der Übernahme des Burggrafenamtes 1118 durch Wiprecht von Groitzsch nahm die Stadt einen Aufschwung, Er ließ ein Areal von einer Mauer umgeben, dass der fünffache Fläche der bisherigen Stadt umfasste Wiprecht erbaute neben der 1118 gestifteten St. Jacobs-Kapelle, einem böhmisch beeinflussten Rundbau, auch einen „darbei stehenden dicken runden Turm“ (Dreyhaupt). Man wird sich die Gebäude wohl so vorstellen dürfen, wie sie als Ruinen auf der Wiprechtsburg überkommen sind. Gegen Ende des 13. Jh. hatte die erste Ummauerung Halles mit Ulrichstor, Steintor, Galgtor, Rannische Tor, Moritztor, Klaustor wohl endgültige Gestalt angenommen.

1203 wurde die Stadt in die Kämpfe Stauferkönigs Philipps von Schwaben mit den Welfen und deren böhmischen Verbündeten verwickelt. Sie konnte einer zehnwöchigen Belagerung standhalten.

1213 versuchte der Welfe Otto der IV, der spätere deutsche König, erneut vergeblich, Halle einzunehmen.

1435 fand Belagerung durch Kurfürst Friedrich von Sachsen mit 12000 Mann und zahlreicher Artillerie, die „sehr große Steine“ in die Stadt schießen ließ, statt. Der Stadthauptmann Henning Strobart hatte das Ulrichstor zumauern lassen, weil es zur Verteidigung schlecht geeignet war.

1452 begann man die Befestigung der Stadt nach den Gedanken Strobarts auszubauen. Eine Zwingermauer wurde vor die bestehende Mauer gelegt. Der bisherige Graben wurde dadurch zum Zwinger. Nach den örtlichen Gegebenheiten errichtete man davor Wall und Graben. Die Zwingermauer wurde mit einzelnen Flankierungstürmen ausgestattet. Begonnen wurde der Ausbau zwischen Moritztor und Steintor. 1454 baute man die Zwinger am Galgtor und den Graben bis zum Rannischen Tor. Die Bauarbeiten erfuhren zwischen Moritztor und Moritzpforte ihren Fortgang. Auch am Moritztor selbst wurde gearbeitet, es erhielt aber erst 1471 seine endgültige Gestalt. Die Tore wurden zu Torburgen ausgebaut. Das Galgtor hatte danach drei hintereinander gelegene Tore. Jedes Tor trug ein mehrstöckiges Torhaus.

1461 stürzte das „Krumme Tor“ am Rannischen Tor ein und wurde wieder errichtet. An verschiedenen Stellen vergrößerte man die von der Stadtmauer umschlossene Fläche. 1465 wurden z. B. die städtischen Mühlen in die Ummauerung einbezogen.

Nach 1478 sind kaum neue Arbeiten an den Befestigungsanlagen bekannt. Das steht im Zusammenhang mit den dramatischen Ereignissen dieser Zeit. Die Stadt wurde durch kurfürstlich sächsische Streitkräfte im Handstreich eingenommen. Der neue Stadtherr ordnete den Bau einer Zwingfeste gegen die Stadt, der Moritzburg an. Die Stadtbefestigung im Nordosten wurde zu diesem Zweck niedergelegt, der Graben als Burggraben weiterverwendet. Bezeichnenderweise begann der erzbischöfliche Baumeister Hanschke der Moritzburg mit den der Stadt zugewendeten Bastionen. Die relativ ungeschützte Nordseite der Moritzburg erhielt erst Verstärkung, als Krieg mit Kursachsen (Erzbischof war inzwischen der Brandenburger Kardinal Albrecht) drohte. Der braunschweiger Wallmeister Jobst Siebicke erbaut 1536 die 100 m lange und 20 m hohe nördliche Erdschanze zur Deckung der Moritzburg.

1539 schrieb der hallesche Ratsmeister Caspar Querhammer unter dem Einfluss von Albrecht Dürers Befestigungslehre eine Denkschrift: „Wy dy stadt mawrn, thor vnd graben angericht vnd gebawet werdenn sollen, und anders, so tzur kreygesrüstung gehorig ist“. Er versuchte die zukunftsweisenden Ideen Dürers in dieser Schrift den Ratsherren nahe zu bringen und für die Umsetzung zu werben.

Anlass der Denkschrift war die Gefahr, dass das erzbischöfliche Halle, die damalige Residenz des Erzbistums, von Kursachsen überfallen zu werden drohte. Kardinal Albrecht ließ die Verteidigungsfähigkeit seiner Residenz untersuchen.

Neben den bekannten baulichen und militärischen Mängeln, die die Stadtbefestigung aufwies, stellt Querhammer fest, dass die Befestigungsanlage nicht mehr dem aktuellen Stand der Militärtechnik entsprach. Das Verteidigungskonzept musste völlig umgestellt werden. Er erarbeitete eine Vielzahl von Änderungen und Neubauten. Insbesondere schlug er die Errichtung einer Reihe von niedrigen Bastionen vor. Sie sollten die Bestreichung der Mauern und Wälle ermöglichen. Die bestehenden Mauern sollten mit Streichwehren versehen werden. Er befürwortete die Errichtung von Kanonenbergen (Cavaliere, Katzen) im Stadtgebiet um eine aktive Verteidigung zu ermöglichen.

Von den Vorschlägen Querhammers wurden nur wenige Bauten errichtet. Neben der großen Bastei am Galgtor wurden eine Bastei in der Zwingermauer des Büchsenschützengrabens und weitere drei Basteien gebaut. Eine Reihe von kleineren Verbesserungen an der Befestigungsanlage gehen vermutlich auch auf seinen Einfluss zurück. Durch den Rat der Stadt wurden nur dann Verstärkungen der Befestigungsanlage vorgenommen, wenn sie durch Kardinal Albrecht dazu aufgefordert wurden.

Die nicht durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen und die schnell voranschreitende Entwicklung der Militärtechnik führten dazu, dass die Stadtbefestigung Halles in der Neuzeit niemals einem militärischen Angriff standgehalten hätte. Sie diente vielmehr als „Sicherheitsverschluss der Stadt“ . Man wollte so z. B. unter preußischer Herrschaft das Desertieren von Soldaten aus der Garnison über die nahe sächsische Grenze verhindern. So wurde bis ins 18. Jh. hinein ständig an der Stadtmauer repariert und instand gesetzt.

Im 19. Jh. begannen sich neue Ansichten durchzusetzen. Der hallesche Bürgermeister Karl Ferdinand Mellin plädierte für einen möglichst schnellen umfassenden Abriss der gesamten Stadtbefestigung. Er wollte damit die Verkehrsverhältnisse bessern, Ausdehnungsmöglichkeiten und bessere Wohnverhältnisse für die Stadt schaffen. Beginnend mit den Stadttoren fiel in den folgenden Jahrzehnten fast die komplette Umwallung dem Abrisshammer zum Opfer. Dabei kam es schon in dieser Zeit zu Auseinandersetzungen mit frühen „Denkmalschützern“. Kronprinz Friedrich Wilhelm verbot den Abriss des Steintores und wurde dabei von Karl Friedrich Schinkel unterstützt. Der Stadtrat setzte sich aber durch und 1831 wurde der Rest des Tores, der innere Steintorturm abgebrochen.

Auf einem Teil des beim Abriss gewonnenen Territoriums legte man wie auch in anderen Städten eine breite Promenade zum Wohle der Stadtbevölkerung an. In die heutige Zeit sind nur geringe Reste der Stadtmauer, der Leipziger Turm und Mauerreste an der Moritzkirche sowie am Waisenhausring überkommen. Wie sehr man im 20. Jh. die Zeugen der Vergangenheit zu schätzen begann, lässt sich daran messen, dass man am Moritzzwinger einen Mauerzug abriss und um wenige Meter versetzt wieder aufbaute, als er wegen der Verbreiterung der Straße weichen musste.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Neuß, Erich - Die Wehrbauten der Stadt Halle. In: Sachsen und Anhalt“ Jahrbuch der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Bd. 10. o.A. | 1934
  • Neuß, Erich - Die Wehrbauten der Stadt Halle. In: Sachsen und Anhalt“ Jahrbuch der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Bd. 11. o.A. | 1935
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • k.A.
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